Die Weide als Gehölz


Die Weide als Gehölz
Dr. Gerald Schrödl vom Institut für Landschaftsplanung und Gehölzbegutachtung beschrieb die große Vielfalt an Weidenbäumen und Sträuchern und ging auf die bei uns heimischen Arten ein. Dabei erläuterte er auch die traditionelle Bedeutung der Weide in der Landnutzung. Als Schattenspender an den Viehweiden machte die Weide selbst allzu feuchte Standorte nutzbar und auch als langer und leichter Forkenstiel war sie sehr beliebt.

Die Materialeigenschaften von Weidenholz

Prof. Ulrich Schwarz, der sich an der Hochschule für Nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE) im Fachbereich Holztechnik mit der Gestaltung, Konstruktion und Herstellung von Produkten aus Holz beschäftigt, beschrieb die Materialeingenschaften des Weidenholzes. Das weiche und leichte Holz ist von gleichmäßiger Struktur, im Vergleich zu anderen Baumarten wenig dauerhaft und witterungsbeständig, dafür aber biegsam und zäh. Als Werkholz ist es heute kaum mehr von Bedeutung und harrt seiner Wiederentdeckung.

Über den Wert von Weiden

Die große Artenvielfalt im „ökologischen Windschatten“ der Weiden beschrieb Toralf Schiwietz vom Landschaftspflegverband mittlere Oder. Zudem machte er die landschaftsästhetische Bedeutung der Weiden für das Oderbruch mit zahlreichen Bildern greifbar.
Weiden bieten großen Reichtum, stetes Wachstum, enormen Umsatz und eine breite Produktpalette.
Spezialisten erhalten oft einen Namen,
folgende Arten sind auf Weiden spezialisiert:
Weiden-Tintling, Weiden-Rotkappe,
Weidenknospenmotte,
Weidenblatteule,Weidenkahneule,
Weiden-Herbsteule, Weidengelbeule,
Weidenkarmin, Weidenglucke,
Weiden-Sichelspinner, Weidenbohrer,
Mittlerer Weidenschwärmer,
Kleiner Weidenschwärmer, Weidenblattwespe,
Braungelbe Weidenblattwespe,
Weidenknopfhornblattwespe,
Weidenrutengallmücke, Weidenrosengallmücke,
Weidenholzgallmücke, Weidenkätzchenfliegen,
Weidenrindenlaus,
Weidenschaumzikade, Weidenjungfer,
Gelber Weidenblattkäfer,
Kleiner Weidenblattkäfer, Rothalsiger Weidenbock,
Weidenböckchen, Weidenmeise,
Weidenlaubsänger (vielen auch als Zilpzalp bekannt).

Hier war jemand aktiv – er könnte „Weiden“-Biber heißen. Er ist Pflanzenfresser und kann den Winter nur überleben, wenn er Weidenrinde als Nahrungsquelle hat. Hierfür legt er ein Nahrungsfloß aus Weidenästen vor seinem Bau im Wasser an.

An, in und von Weiden leben noch viele weitere Tierarten - insbesondere Insekten, u.a. 132 Schmetterlingsarten, 78 Wildbienenarten und über 100 Käferarten. Allein an Silberweide wurden 40 Insektenarten je Baum und 39 Individuen auf 1 Meter Zweiglänge nachgewiesen (Hacker 1999). Mit Räubern und Parasiten profitieren über 1000 Tierarten von Weiden.

Die Weichholzaue zeichnet sich aus durch das Nebeneinander von schnellem Wachstum und Zerfall, sie ist europaweit bedeutender Lebensraum, prioritärer Lebensraumtyp im europäischen Schutzgebietsnetz Natura 2000.

Im Odervorland wird dies zusätzlich gefördert durch jährliche Hochwasser, hier kommt den Weiden ihre Überflutungsverträglichkeit (über 3 Monate) zu gute.

Zur Bedeutung der Weiden für Umsatz und Wachstum im Jahresverlauf sei auf Honigbienen und Wildbienen Bezug genommen: Bienen benötigen Nektar (Kohlenhydrate) und Pollen (Eiweiß). Weiden blühen bereits ab März. Salweide, Korbweide und Silberweide lösen einander in der Blüte ab und bieten den Bienen ein sogenanntes „Weidenfließband“ (Droege et al. 1984) bis Löwenzahn und Obstbäume blühen. Weiden sind für Imker das „Brot der Bienen“ (ebenda).

Die schnelle Reife von Weiden ist besonders für Tiere von enormer Bedeutung.
Die Larven von Moschusbock und Eremit (bei Käfern: Engerlinge) leben bis zu 4 Jahre in einem wassereimer-großen Mulm-Körper von alten (Kopf-)Weiden.
Nach der Umwandlung in die stattlichen und faszinierenden Käfer verbleiben ihnen nur ein paar Wochen für Partnersuche und Vermehrung.


Toralf Schiwietz & Thomas Förder, LPV Mittlere Oder e.V.; Lindenstr. 7; D-15230 Frankfurt (Oder)
Fotos: Brunkow, Dr. Schrödl, Schiwietz.

Quellen: Droege, G. et al. (1984): Das Imkerbuch. VEB Deutscher Landwirtschaftsverlag, Berlin.
Hacker, H. (1999): Die Insektenwelt von Weiden. In: LFW: Berichte aus der Bayrischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft. Nr. 24. S. 25-27)